Wenn Kultur und Kreativität in die Hände von Beauftragten fällt

Kreativität war einst ein Versprechen für Freiheit und Andersartigkeit. Jetzt ist sie nur noch die Voraussetzung für den erfolgreichen Wettbewerb.
Kreativität ist – ähnlich wie Vernetzung – einer der magischen Begriffe in unserer Gesellschaft. Seitdem auch noch die herkömmliche Werkbank abhanden gekommen ist bzw. an Billiglohnländer verkauft wurde, soll sich nun in der Kreativwirtschaft eine neue Klasse organisieren. Mit ihrer Mobilität kann sie z.B. über den ökonomischen Wettbewerb zwischen den Kommunen entscheiden. Daher ist es keine Überraschung, dass seit einigen Jahren viele Städte um die jungen innovativen Köpfe geradezu buhlen. Zur creative class gehören nicht nur Künstler, sondern auch eine Vielzahl von Berufsbildern: Designer, Ingenieure, Mediengestalter, Soziologen, Architekten usw. Entscheidend ist, dass man lösungsorientierte Ideen produziert.

Um diese Köpfe bemüht man sich nun auch in Heidelberg und hat mit Frank Zumbruch einen „Beauftragten für Kultur- und Kreativwirtschaft“ benannt. Das wirkt wenig vertrauensbildend – jedenfalls wenn es um die Kultur in dieser Stadt gehen sollte. Aber es macht wenig Sinn, sich über eine einzelne Personalie oder über die Idee eines „Kreativbeauftragten“ aufzuhalten, auch wenn der Fall in Heidelberg begründete Skepsis provoziert. Entscheidend ist die Frage, ob die sogenannte Kreativwirtschaft und die Kultur tatsächlich so eng miteinander verflochten werden sollten. Oder anders gefragt: sollten sich Künstler so sehr von der Ökonomie einbinden lassen, dass sie diese nicht mehr reflektieren, sondern lediglich als Echo begleiten. Künstler sind in der Kreativwirtschaft nur dann von Relevanz, wenn sie sich in das Verkaufsmuster des Spektakels einfügen. Was einmal Freiheit und Andersartigkeit versprach, ist nun zur ökonomischen Voraussetzung im Reich der Notwendigkeit geworden: die Kreativität. Was bleibt, ist die Langeweile. Kaum einer verkörpert das mit seinen Interviews auf youtube eindringlicher als Frank Zumbruch.

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